Ist permanente Bestätigung mit Futter und ignorieren von Fehlverhalten sinnvoll?

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Obwohl ich so viel mit meinem Hund arbeite, wird er trotzdem nicht ausgeglichener. Warum?

SchäferliebeHunde zu motivieren ist sehr leicht. Seit Jahrtausenden sind sie darauf gezüchtet mit dem Menschen zusammen zu arbeiten. Für einen Schäfer sind seine Hütehunde heute noch wichtige Mitarbeiter, die allerdings am Tag nur wenige Minuten effektiv im Einsatz sind, um Schafe von a nach b zu treiben. Kein Schäfer würde seine Schafe dem Stress aussetzen, den ganzen Tag gehetzt zu werden und nicht die Ruhe zu finden zu fressen. Jedem Schäfer ist es sehr wichtig seinen Hunden die nötige Ruhe zu geben. Er belohnt kaum mit Futter, denn die Arbeit selbst ist Bestätigung genug.

Die Lebensgemeinschaft zwischen Mensch und Hund war zu keinem Zeitpunkt so auf Belohnung reduziert, wie heute. Wenn wir den Hund ständig belohnen, lernt er, dass er sich über ein bestimmtes Verhalten von uns Futter abholen kann. Er wird dann oft ein Verhalten anbieten, um an eine Bestätigung zu gelangen, er ist also ständig im Arbeitsmodus und „bettelt“ mit seinem „erwünschten“ Verhalten um Futter. 24 Stunden am Tag.  Jeden Tag.

Woher kommt dieses hartnäckige Betteln?
Der Hund ist, genetisch gesehen, zu 99,1% Wolf. Wölfe haben immer Hunger! Immer!  Ihr Magen kann sich ums siebenfache ausdehnen, denn sie haben keinen Einkaufskorb um die Beute nach Hause zu bringen, sondern sie transportibettelmoduseren den „Einkauf“ in Ihrem Magen nach Hause. Dort würgen sie ihn noch einmal vor,  um ihn mit dem Nachwuchs zu teilen, oder noch einmal in Ruhe zu kauen. Wäre ein Wolf satt, dann wäre er unmotiviert und würde eine leichte Beute verschmähen. „Och nö, jetzt bin ich satt.“ Ist einfach kontraproduktiv, denn Herr Wolf weiß ja nie wann sich die nächste Gelegenheit bietet. Desinteresse, aufgrund eines Sättigungsgefühls ist  biologisch nicht sinnvoll. Das erklärt warum manche Hunde mit solch großem Eifer ihre Seele für einen Brocken Futter verkaufen würden. Und bei Trainingskonzepten die nach NILIF Prinzip (nothing in life is for free) agieren, muss der Hund sein komplettes Futter erarbeiten. Und wenn sich solch ein Trainer „gewaltfrei“ auf die Fahne schreibt, würden die Hunde diesem Etikett wahrscheinlich widersprechen. Ordnen sie sich nicht den Wünschen des Menschen unter, wird Ihnen die Überlebensgrundlage Nahrung entzogen. Und das sieht dann für Menschen von außen politisch korrekter aus, als den Hund in seiner Sprache zu maßregeln.

Viel wichtiger für ihn ist der Job keinen Job zu haben und Ruhe zu finden. Entspannung kann man nicht mit Futter belohnen!!! Wenn ich meinem Hund das Entspannen belohnen möchte, aktiviere ich ihn wieder und er scheint zu fragen auf welcher Pobacke er balancieren soll. Und so hat die Hundeerziehung ausschließlich über Belohnung so ihre Grenzen und selbst die meisten Hunde der Trainer haben keine innere Ruhe. An dem Verhalten von Hunden wird so viel manipuliert, dass oft vom natürlichen Wesen kaum noch was übrig bleibt und sie eher unselbstständigen Marionetten gleichen.

(Ausgenommen sind ursprüngliche Rassen,  ehemalige Strassenhunde oder Herdenschutzhunde. Diese sind so in ihrer Natur dass sie sich nicht künstlich motivieren lassen. Sie haben eine Art inneren Taschenrechner der ihnen sagt dass sie mehr Energie aufbringen müssen, als sie mit diesem Leckerli einnehmen. So kann ich solch einen Hund auch nur mit einem Richtungswechsel zum Kommen motivieren. Laufe ich in seine Richtung, bietet er mir das energieeffiziente Warten an, denn ich laufe ja sowieso auf ihn zu. Was diesen Hunden als Sturheit gedeutet wird, ist meinem Erachten nach einfach nur energieeffizientes Handeln. Auch können Hunde die Angst haben kein Futter annehmen, denn das ganze System ist auf Überleben gedrillt. Als wir als Steinzeitmenschen vom Säbelzahntiger  geflohen sind, haben wir beim Rennen auch nicht noch ein paar Beeren gepflückt 😉 )